„Wir befinden uns inmitten des wesentlichsten Umbruchs seit der Erfindung des Buchdrucks. Unser aktuelles Urheberrechtssystem ist für diese Transformation nicht gerüstet. Europa braucht ein Urheberrecht, das universellen Zugang zu unseren Kulturgütern ermöglicht.“

Diese Forderung äußerte Paul Keller vom holländischen Wissensgesellschafts-Thinktank Kennisland heute im europäischen Parlament im Rahmen der Debatte über das Kulturerbe im digitalen Europa, zu der die Piraten-Abgeordnete Julia Reda gemeinsam mit Josef Weidenholzer von der S&D-Fraktion geladen hatte. Damit wurde die Diskussion um die kommende Urheberrechtsreform auch von Seiten des europäischen Parlaments eröffnet.

Dr. Harald Müller von der internationalen Dachorganisation der Bibliotheksverbände IFLA verlieh der Forderung mit einem Beispiel Nachdruck. Während Bücher heutzutage über nationale Grenzen hinweg zwischen Bibliotheken ausgetauscht würden, sei dies bei digitalen Werken oft unmöglich: „Ein E-Book, das für die Bibliothek in Straßburg lizenziert wurde, ist in Freiburg nicht verfügbar“. Man fühle sich ausgerechnet bei digitalen Werken „ins Mittelalter zurückversetzt“, so Müller. Dimitar Dimitrov von Wikimedia berichtete aus dem Publikum von rechtlichen Problemen, jahrhundertealte Briefe, aber auch zeitgenössische Fotos von öffentlichen Gebäuden in der Enzyklopädie Wikipedia zugänglich zu machen.

Die gut besuchte Diskussion stand im Zusammenhang mit der Vorgabe von Kommissionspräsident Juncker an seine Kommission, in den ersten sechs Monaten der neuen Legislaturperiode einen Entwurf für eine Urheberrechtsreform vorzulegen. Der Digitalkommissar Günther Oettinger hatte zuletzt offen gelassen, ob er eine einheitliche europäische Urheberrechtsverordnung anstrebe, oder ob die Reform mit einer nationalstaatlich umzusetzenden Richtlinie erfolgen werde.

„Derzeit wird das volle Potenzial des Internets nicht ausgeschöpft. Die Möglichkeiten, Inhalte zu teilen und wiederzuverwenden werden durch überholte Regeln mit zu vielen Hindernissen erschwert“, so Weidenholzer. „Die heutige Debatte hat anschaulich die widersinnigen rechtlichen Hürden aufgezeigt, mit denen Bibliotheken und andere Institutionen zu kämpfen haben, um ihre gesellschaftlichen Aufgaben auch im digitalen Zeitalter wahrzunehmen“, so Reda.

Am Nachmittag findet auch im Rechtsausschuss des europäischen Parlaments eine Anhörung zur Urheberrechtsreform statt. Am Montag wurde Julia Reda in diesem Ausschuss zur Berichterstatterin der Evaluation der Implementation der Urheberrechtsrichtline von 2001 („InfoSoc-Richtlinie“) ernannt, die in den kommenden Monaten erarbeitet werden soll.

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Soweit dies durch das Gesetz möglich ist, hat der Schöpfer auf das Copyright und ähnliche oder Leistungsschutzrechte zu seinem Werk verzichtet.

2 Kommentare

  1. 1

    Am besten wäre es man schafft eine gesamt europäische digitale Bibliothek auf welche alle die eine Gebühr zahlen nicht nur selbst Zugriff haben sondern auch noch die Möglichkeit eigene Daten hochzuladen. Die Urheber könnten dann ja von den Gebühren entlohnt werden und Tausch/Zugriff wären ja dann dadurch legalisiert.

    Wäre sicher besser als wenn dann jeder Verlag da sein eigenes Ding macht was dann von den Nutzern aufgrund der Fragmentierung nicht wahrgenommen werden würde.

  2. 2

    eind Reform des Urheberrechts darf nicht dazu führen, dass die Kunst-Schaffenden noch schlechter gestellt werden. Absurde Sachen, wir Fotoverbote von öffentlich sichtbaren Gebäuden und Kunstwerken sollten fallen.