Es wurde schon viel darüber geschrieben, welche Gefahren die geplante EU Urheberrechtsreform für die Meinungsfreiheit online, für Memes und Remixe, für Softwareentwickler und Startups. Mein Kollege Dan Dalton und ich weisen im Folgenden auf eine weitere Gruppe hin, die unter dem Gesetz leiden würde: Sportfans in ganz Europa.
Fankultur wegfiltern
Wie ihr vielleicht schon gehört habt, würde Artikel 13 “Zensurmaschinen” ins Leben rufen, die alle eure Posts auf Internetplattformen durchleuchten und für potentielle Urheberrechtsverstöße scannen würden. Sollten diese Filter eure Uploads nicht genehmigen, gehen sie nicht online.
Uploadfilter würden verhindern, dass jedes Video, das auch nur die kürzesten Ausschnitte aus Übertragungen von Sportveranstaltungen enthält jemals das Internet-Tageslicht erblickt: Kommentare, Zusammenschnitte, Sport-Memes und andere, wichtige Kreationen von fans würden automatisch geblockt.
Filter können die nicht sagen, ob der Gebrauch von einem solchen Ausschnitt (z. B. ein 3-sekündiges Video eines besonders spannenden Tores) unter eine Ausnahme im Urheberrecht fällt – wie zwecks Zitierung und Parodie – oder nicht. Um rechtliche Haftung zu umgehen, werden Plattformen zur Sicherheit potentielle Verstöße über- statt unterfiltern. Ihr werdet euch selbst für absolut legale Posts durch langwierige Berufungsverfahren kämfen müssen.
Aber besonders in Kombination mit einem neuen, zusätzlichen Urheberrecht, das manche im Parlament befürworten, könnten Uploadfiler besonders unangenehm werden:
Ein neues Urheberrecht für Sportveranstaltungen?
Ohne jegliche Diskussion des Themas – natürlich auch ohne öffentliche debatte – hat der Rechtsausschuss im Sommer knapp dafür gestimmt, dass dieser neue Artikel dem Urheberrecht hinzugefügt werden soll:
Beamtenenglisch: | Aus dem Beamtenenglisch ins Deutsche: |
Artikel 12 a Schutz von Sportveranstaltern Member States shall provide sport event organizers with the rights provided for in Article 2 [reproduction] and Article 3 (2) [making available] of Directive 2001/29/EC and Article 7 [fixation] of Directive 2006/115/EC. |
In der EU soll niemand, außer dem Veranstalter einer Sportveranstaltung, das Recht darauf haben es verfügbar zu machen (zu veröffentlichen, zu teilen und zu präsentieren), aufzunehmen oder weiterzuverbreiten. |
Dieses neue Recht würde Urheberrechtsverstöße in Schnappschüssen und Videoaufnahmen sehen, die z. B. mit der eigenen Kamera im Publikum eines Fußballspiels aufgenommen wurden. Vlogs von Fans, Selfies im Stadion, Aufnahmen von Choreografien, etc. wären alle von diesem Vorschlag betroffen. Die Uploadfilter müssten diese Werke erkennen und sofort blockieren.
Dieses Recht würde den Clubs und Ligen präzedenzlose Kontrolle darüber geben, was Fans in Stadien tun können. Sie könnten beispielsweise selektiv Berichte zu Protesten herausfiltern, oder unangenehme Fans schikanieren.
Es ist unklar, welches Problem dieses neue Recht lösen soll. Sportübertragungen sind bereits durch gesonderte Übertragungsrechte geschützt – Sportveranstalter verkaufen per Land exklusive Rechte auf Live-Übertragungen an unterschiedliche Sender. Damit verdienen die Sportveranstalter bereits sehr sehr viel Geld. Dass Fans Aufnahmen ihrer persönlichen Erfahrungen verbreiten, – oft Stunden, nachdem die Spiele geende ahben – dient doch nur der Unterstützung einer Sportart oder eines Teams.
Abseits der großen Fußballligen gibt es viele Sportarten, die um Berichterstattung und Aufmerksamkeit ringen. Dieses neue Recht trifft auf alle Sportarten gleich zu – es werden also insbesondere die kleineren Sportarten unter den Auswirkungen leiden.
Rettet die Fankultur
Fans machen den Sport überhaupt erst interessant. Sportarten werden Spitzensportarten gerade weil viele Leute für sie brennen – das neue Recht wäre eine eklatante Attacke auf die größten Unterstützer von Sportveranstaltungen.
Das Europäische Parlament stimmt am 12. September über dieses Gesetz ab.
Wenn du mit diesem Vorschlag unzufrieden bist, rufe heute noch deinen Abgeordneten über das kostenlose Tool von SaveYourInternet.eu an und verlange von ihnen sich gegen Uploadfilter und ein zusätzliches Urheberrecht für Sportveranstalter. In Politikerbüros anzurufen ist einfacher, als ihr denkt – sie wurden gewählt, um euren Sorgen zuzuhören!
Soweit dies durch das Gesetz möglich ist, hat der Schöpfer auf das Copyright und ähnliche oder Leistungsschutzrechte zu seinem Werk verzichtet.